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Elektrik-Spezial
Lesezeit: 7 Minuten

Versteckte Mängel bei der Elektroinstallation

Veraltete Elektrik ist ein häufiger versteckter Mangel beim Hauskauf. Erfahren Sie, wann der Verkäufer haftet und welche Ansprüche Sie haben.

Eine veraltete oder mangelhafte Elektroinstallation ist einer der häufigsten versteckten Mängel beim Immobilienkauf. Das Problem: Die meisten Defekte sind für Laien nicht erkennbar, können aber erhebliche Sicherheitsrisiken und hohe Sanierungskosten bedeuten.

Typische Probleme bei Elektroinstallationen

Aluminiumleitungen

Verbreitet in den 1960er-70er Jahren. Oxidieren an Kontaktstellen und können Brände verursachen.

Fehlende FI-Schalter

Ohne Fehlerstromschutzschalter besteht erhöhte Gefahr durch elektrischen Schlag.

Brüchige Isolierungen

Jahrzehnte alte Kabelummantelungen werden porös und können Kurzschlüsse verursachen.

Zu wenig Stromkreise

Alte Installationen für modernen Strombedarf nicht ausgelegt. Überlastungsgefahr.

Veralteter Sicherungskasten

Schraubsicherungen statt Leitungsschutzschalter. Oft unterdimensioniert.

Fehlende Erdung

Steckdosen ohne Schutzkontakt sind gefährlich und nicht zulässig.

Wann liegt ein Mangel vor?

Die rechtliche Bewertung von Elektrik-Mängeln beim Hauskauf ist komplex. Nicht jede veraltete Installation ist automatisch ein Sachmangel im Rechtssinne.

Kein automatischer Mangel bei alter Elektrik

Bei älteren Immobilien muss der Käufer grundsätzlich damit rechnen, dass die Elektroinstallation nicht dem neuesten Stand entspricht. Eine Installation aus den 1970er Jahren ist nicht mangelhaft, nur weil sie alt ist.

Wann liegt ein Mangel vor?

Ein rechtlicher Mangel liegt vor, wenn:

  • Die Anlage gefährlich ist: Brandgefahr, akute Stromschlaggefahr oder andere Sicherheitsrisiken
  • Der Verkäufer falsche Angaben machte: z.B. “die Elektrik wurde 2015 erneuert”, obwohl dies nicht stimmt
  • Der Verkäufer Mängel verschwieg: Er wusste von Problemen und hat diese nicht offengelegt
  • Die Nutzung nicht möglich ist: z.B. zu wenig Stromkreise für normale Haushaltsgeräte

Praxisbeispiel:

Das OLG Düsseldorf entschied, dass eine Elektroinstallation aus den 1960er Jahren dann mangelhaft ist, wenn sie bei normalem Gebrauch regelmäßig zu Stromausfällen führt oder Brandgefahr besteht (OLG Düsseldorf, Az. 9 U 61/12).

Gefahren alter Elektroinstallationen

Veraltete Elektrik ist nicht nur ein Ärgernis, sondern kann lebensgefährlich sein. Jährlich entstehen in Deutschland tausende Brände durch defekte Elektroinstallationen.

Brandgefahr

Besonders gefährlich sind:

  • Aluminiumleitungen: An Klemmstellen können sich Wackelkontakte bilden, die überhitzen
  • Überlastete Leitungen: Zu viele Verbraucher an zu wenigen Stromkreisen
  • Brüchige Isolierungen: Kurzschlüsse durch freigelegte Kabel

Stromschlaggefahr

  • Fehlende FI-Schalter: Bei Isolationsfehlern fließt der Strom über den menschlichen Körper
  • Fehlende Erdung: Metallgehäuse von Geräten können unter Spannung stehen

Warnzeichen erkennen

Achten Sie auf diese Alarmsignale:

  • Häufig auslösende Sicherungen oder FI-Schalter
  • Flackernde Lichter
  • Verschmorter Geruch
  • Schwarze Verfärbungen an Steckdosen
  • Kribbeln beim Berühren von Geräten
  • Warme Steckdosen oder Schalter

Wann haftet der Verkäufer?

Die Haftung des Verkäufers für Elektrik-Mängel hängt von mehreren Faktoren ab:

1. Gewährleistungsausschluss

Die meisten Kaufverträge für gebrauchte Immobilien enthalten einen Gewährleistungsausschluss. Dieser ist grundsätzlich wirksam.

2. Ausnahme: Arglistiges Verschweigen

Der Gewährleistungsausschluss greift nicht, wenn der Verkäufer den Mangel kannte und arglistig verschwieg. Bei Elektrik-Mängeln liegt Arglist vor, wenn:

  • Der Verkäufer von gefährlichen Zuständen wusste
  • Er Probleme wie häufige Stromausfälle verschwieg
  • Er über erfolgte Reparaturen oder Gutachten nicht informierte
  • Er auf Nachfrage falsche Angaben zur Elektrik machte

3. Beweislast

Sie als Käufer müssen beweisen, dass der Verkäufer den Mangel kannte. Indizien können sein:

  • Rechnungen für Elektriker-Reparaturen
  • E-Befund oder Gutachten vor dem Verkauf
  • Aussagen von Nachbarn oder Handwerkern
  • Selbst durchgeführte Reparaturversuche

BGH-Rechtsprechung:

Der Bundesgerichtshof hat entschieden, dass ein Verkäufer, der selbst Elektroarbeiten am Haus durchgeführt hat, bei Nachfrage des Käufers wahrheitsgemäß antworten muss (BGH, Az. V ZR 18/07). Falsche Angaben begründen Schadensersatzansprüche.

Ihre Rechte als Käufer

Wenn der Verkäufer für den Elektrik-Mangel haftet, haben Sie folgende Ansprüche:

Kaufpreisminderung

Sie können den Kaufpreis um den Betrag mindern, um den das Haus aufgrund des Mangels weniger wert ist. Bei Elektrik-Mängeln entspricht dies oft den Sanierungskosten.

Schadensersatz

Bei arglistiger Täuschung können Sie die vollständigen Kosten für die Elektrosanierung als Schadensersatz fordern. Eine komplette Erneuerung kann 15.000 bis 40.000 Euro kosten.

Rücktritt vom Kaufvertrag

Bei erheblichen Mängeln können Sie vom Kaufvertrag zurücktreten und den gesamten Kaufpreis zurückfordern. Dies kommt bei Elektrik-Mängeln in Betracht, wenn:

  • Die Sanierungskosten unverhältnismäßig hoch sind
  • Akute Gefahr für Leib und Leben besteht
  • Das Haus unbewohnbar ist

Typische Sanierungskosten

Komplette Elektrosanierung (EFH)15.000 - 40.000 Euro
Neuer Sicherungskasten1.500 - 3.000 Euro
FI-Schalter nachrüsten300 - 800 Euro
Einzelne Stromkreise erneuern500 - 2.000 Euro
E-Check (Prüfung)150 - 400 Euro

Häufige Fragen zu Elektrik-Mängeln

Wann ist eine Elektroinstallation mangelhaft?

Eine Elektroinstallation ist mangelhaft, wenn sie nicht den im Kaufvertrag vereinbarten Eigenschaften entspricht oder der Verkäufer Mängel kannte und verschwieg. Reine Abweichungen von aktuellen Normen sind bei älteren Gebäuden noch kein Mangel - es sei denn, die Installation ist gefährlich.

Haftet der Verkäufer für alte Elektrik?

Nicht automatisch. Bei älteren Häusern muss der Käufer mit nicht zeitgemäßer Elektrik rechnen. Der Verkäufer haftet aber, wenn: Die Elektrik gefährlich ist und er das wusste, er falsche Angaben zur Elektrik machte, oder er arglistig verschwieg, dass die Anlage erneuerungsbedürftig ist.

Was kostet eine Elektrosanierung?

Eine komplette Elektrosanierung kostet je nach Größe des Hauses zwischen 15.000 und 40.000 Euro. Bei arglistigem Verschweigen können Sie diese Kosten als Schadensersatz vom Verkäufer fordern oder den Kaufpreis entsprechend mindern.

Woran erkenne ich gefährliche Elektrik?

Warnsignale sind: häufig auslösende Sicherungen, flackernde Lichter, verschmorte Gerüche, schwarze Verfärbungen an Steckdosen, Aluminiumleitungen (erkennbar am silbrigen Glanz), fehlende FI-Schalter und Steckdosen ohne Schutzkontakt (nur zwei Löcher).

Was sind typische Mängel bei alter Elektrik?

Typische Mängel sind: Aluminiumleitungen statt Kupfer, brüchige Isolierungen, fehlende FI-Schalter (Fehlerstromschutz), zu wenige Stromkreise, veraltete Sicherungskästen, Nullleiter statt Erdung sowie nicht ausreichend dimensionierte Leitungen für modernen Strombedarf.

Elektrik-Mängel entdeckt?

Wir prüfen, ob der Verkäufer für die mangelhafte Elektroinstallation haftet und helfen Ihnen, Ihre Ansprüche durchzusetzen.